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Der Tempelaufseher misshandelt Jeremia wegen seiner Botschaft

20 Als aber Paschhur, der Sohn Immers, der Priester (er war Oberaufseher im Haus des Herrn), Jeremia diese Worte weissagen hörte,

da schlug er den Propheten Jeremia und legte ihn in den Stock[a], der sich im oberen Tor Benjamin beim Haus des Herrn befand.

Und es geschah am anderen Morgen, als Paschhur Jeremia aus dem Stock freiließ, da sprach Jeremia zu ihm: Nicht Paschhur[b] nennt der Herr deinen Namen, sondern »Schrecken ringsum«[c]!

Denn so spricht der Herr: »Siehe, ich werde dich zum Schrecken machen, dir selbst und allen deinen Freunden, und sie sollen fallen durch das Schwert ihrer Feinde, und deine Augen sollen es sehen; ich werde auch ganz Juda in die Hand des Königs von Babel geben, und er wird sie nach Babel wegführen und sie mit dem Schwert erschlagen.

Dazu werde ich den ganzen Reichtum dieser Stadt und allen ihren Erwerb dahingeben; alle ihre Kostbarkeiten und alle Schätze der Könige von Juda werde ich in die Hand ihrer Feinde geben; und sie werden sie plündern und wegnehmen und nach Babel bringen.

Auch du, Paschhur, wirst samt allen deinen Hausgenossen in die Gefangenschaft wandern müssen, und zwar wirst du nach Babel kommen und dort sterben und dort begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du falsch geweissagt hast!«

Jeremia klagt über die Last seines Prophetendienstes

Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und hast mich überwunden! So bin ich zum täglichen Gelächter geworden; jedermann spottet über mich!

Denn sooft ich rede, muss ich schreien, muss Gewalttat und Zerstörung ankündigen, sodass das Wort des Herrn mir Hohn und Spott einträgt die ganze Zeit.

Da sagte ich mir: »Ich will Ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden!« Doch da brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen, und ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich kann es nicht.

10 Denn ich habe die Verleumdungen vieler gehört: »Schrecken ringsum!« — »Zeigt ihn an!« und »Wir wollen ihn anzeigen!« Alle Leute, mit denen ich in Frieden lebte, lauern auf meinen Fall und sprechen: »Vielleicht lässt er sich überreden, und wir können ihn überwältigen und uns an ihm rächen!«

11 Aber der Herr ist mit mir wie ein starker Held; darum werden meine Verfolger straucheln und nicht die Oberhand behalten. Sie sollen ganz und gar zuschanden werden, weil es ihnen nicht gelungen ist; eine ewige Schmach, die man nie vergessen wird!

12 Und nun, o Herr der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herzen siehst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Sache anvertraut.

13 Singt dem Herrn, lobt den Herrn! Denn er hat die Seele des Armen errettet aus der Hand der Übeltäter! —

14 Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem mich meine Mutter zur Welt gebracht hat, sei nicht gesegnet!

15 Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Botschaft gebracht hat: »Dir ist ein Knabe geboren!«, der ihn hocherfreut sein ließ!

16 Diesem Mann ergehe es wie den Städten, die der Herr umgekehrt hat, ohne dass es ihn reute; lass ihn Geschrei hören am Morgen und Kriegslärm zur Mittagszeit;

17 weil er mich nicht im Mutterschoß tötete, sodass meine Mutter mein Grab geworden und sie ewig schwanger geblieben wäre!

18 Warum bin ich doch aus dem Mutterschoß hervorgegangen, um Mühsal und Kummer zu sehen, und damit meine Tage in Schande vergehen?

Footnotes

  1. (20,2) d.h. ein Holzgestell, in das Jeremia an Händen, Kopf und Füßen eingeschlossen wurde.
  2. (20,3) Ein Name ägyptischen Ursprungs: Sohn des Horus. Dass ein israelitischer Priester so genannt wurde, war ein Zeichen, wie weit der Götzendienst um sich gegriffen hatte.
  3. (20,3) hebr. Magor-Missabib.

Jeremias Botschaft vor dem Tempel

Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:

Stelle dich in das Tor am Haus des Herrn und rufe dort dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des Herrn, ihr alle aus Juda, die ihr zu diesen Toren hineingeht, um den Herrn anzubeten!

So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Bessert euren Wandel und eure Taten, so will ich euch an diesem Ort wohnen lassen!

Verlasst euch nicht auf trügerische Worte wie diese: »Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies!«

Denn nur wenn ihr euren Wandel und eure Taten ernstlich bessert, wenn ihr wirklich Recht übt untereinander,

wenn ihr die Fremdlinge, die Waisen und Witwen nicht bedrückt und an dieser Stätte kein unschuldiges Blut vergießt und nicht anderen Göttern nachwandelt zu eurem eigenen Schaden —

dann will ich euch an diesem Ort wohnen lassen, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Siehe, ihr verlasst euch auf trügerische Reden, die keinen Nutzen bringen!

Meint ihr denn, nachdem ihr gestohlen, gemordet, die Ehe gebrochen, falsch geschworen, dem Baal geräuchert habt und anderen Göttern nachgelaufen seid, die ihr nicht kennt,

10 dass ihr dann kommen und vor mein Angesicht treten könnt in diesem Haus, das nach meinem Namen genannt ist, und sprechen: »Wir sind errettet!« — nur, um dann alle diese Gräuel weiter zu verüben?

11 Ist denn dieses Haus, das nach meinem Namen genannt ist, in euren Augen zu einer Räuberhöhle geworden? Ja wahrlich, auch ich sehe es so an!, spricht der Herr.

12 Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin wegen der Bosheit meines Volkes Israel![a]

13 Und nun, weil ihr alle diese Werke verübt habt, spricht der Herr, und weil ich zu euch geredet habe, indem ich mich früh aufmachte und [immer wieder] redete[b], ihr aber nicht hören wolltet; weil ich euch gerufen habe, ihr aber nicht geantwortet habt,

14 so will ich auch mit dem Haus, das nach meinem Namen genannt ist und auf das ihr euch verlasst, und mit dem Ort, den ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin;

15 und ich will auch euch von meinem Angesicht verwerfen, gleichwie ich alle eure Brüder, die ganze Nachkommenschaft Ephraims, verworfen habe!

16 Du aber sollst für dieses Volk keine Fürbitte einlegen, sollst weder Flehen noch Gebet für sie erheben und nicht in mich dringen; denn ich werde dich keineswegs erhören!

17 Siehst du denn nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem tun?

18 Die Kinder lesen Holz zusammen, und die Väter zünden das Feuer an, die Frauen aber kneten Teig, um der Himmelskönigin Kuchen zu backen; und fremden Göttern spenden sie Trankopfer, um mich zu ärgern.

19 Ärgern sie denn mich damit, spricht der Herr, und nicht vielmehr sich selbst, damit sie zuschanden werden?

20 Darum, so spricht Gott, der Herr: Siehe, mein Zorn und mein Grimm wird sich über diesen Ort ergießen, über die Menschen und über das Vieh, über die Bäume des Feldes und über die Früchte der Erde, und er wird unauslöschlich brennen!

21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Bringt nur eure Brandopfer zu euren Schlachtopfern hinzu und esst Fleisch!

22 Denn ich habe zu euren Vätern nichts gesagt und ihnen nichts befohlen in Bezug auf Brandopfer und Schlachtopfer an dem Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte,

23 sondern dieses Wort[c] habe ich ihnen befohlen: Gehorcht meiner Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; und wandelt auf dem ganzen Weg, den ich euch gebieten werde, damit es euch wohlergehe!

24 Aber sie gehorchten nicht und neigten mir ihre Ohren nicht zu, sondern sie wandelten nach den Ratschlägen, nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens, und sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht.

25 Von dem Tag an, als eure Väter aus dem Land Ägypten zogen, bis zu diesem Tag habe ich euch alle meine Knechte, die Propheten, gesandt, [und zwar] täglich, indem ich mich früh aufmachte und sie [immer wieder] sandte,

26 aber sie haben mir nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt, sondern sie zeigten sich noch halsstarriger und böser als ihre Väter.

27 Und wenn du auch alle diese Worte zu ihnen redest, so werden sie doch nicht auf dich hören; und wenn du ihnen zurufst, werden sie dir nicht antworten.

28 Darum sollst du zu ihnen sagen: Dies ist das Volk, das auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, nicht hören will und keine Züchtigung annimmt; dahin ist die Wahrhaftigkeit, ausgerottet aus ihrem Mund!

Die kommende Verwüstung Jerusalems

29 So schere nun deinen Haarschmuck ab und wirf ihn weg, und stimme auf kahlen Höhen ein Klagelied an! Denn verworfen und verstoßen hat der Herr das Geschlecht, über das er zornig ist.

30 Denn die Kinder Judas haben getan, was böse ist in meinen Augen, spricht der Herr; sie haben ihre Gräuelgötzen in dem Haus aufgestellt, das nach meinem Namen genannt ist, um es zu verunreinigen.

31 Sie haben auch die Höhen des Tophet[d] im Tal Ben-Hinnom errichtet, um ihre Söhne und Töchter mit Feuer zu verbrennen, was ich ihnen nie geboten habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist.

32 Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da man nicht mehr vom »Tophet« oder vom »Tal Ben-Hinnom« reden wird, sondern vom »Tal der Schlachtung«; und man wird im Tophet begraben müssen, weil es sonst keinen Raum mehr gibt;

33 und die Leichname dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zur Speise dienen, und niemand wird sie verscheuchen.

34 So will ich in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems das Jubel- und Freudengeschrei zum Verstummen bringen, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut; denn das Land soll zur Einöde werden!

Zu jener Zeit, spricht der Herr, wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern hervorholen;

und man wird sie ausbreiten vor der Sonne und dem Mond und vor dem ganzen Heer des Himmels, die sie lieb gehabt, denen sie gedient haben und nachgelaufen sind, die sie gesucht und angebetet haben; man wird sie weder zusammenlesen noch begraben, sondern zu Dünger auf dem Erdboden sollen sie werden!

Und der ganze Überrest, der von diesem bösen Geschlecht übrig bleibt, wird lieber sterben als leben wollen an allen Orten, wohin ich die Übriggebliebenen verstoßen habe, spricht der Herr der Heerscharen.

Der Herr hält Jerusalem seine Verstocktheit vor

So sollst du zu ihnen sagen: So spricht der Herr: Wer fällt und steht nicht wieder auf? Wer weicht [vom rechten Weg] ab und kehrt nicht wieder um?

Warum ist denn dieses Volk [vom rechten Weg] abgewichen, verharrt Jerusalem in fortwährender Abkehr? Sie halten fest am Betrug; sie weigern sich, umzukehren!

Denn ich gab acht und horchte: Sie reden nicht, was recht ist; da ist keiner, der seine Bosheit bereut, der sagt: »Was habe ich getan!« Sondern sie alle wenden sich zu ihrem Lauf wie ein Ross, das sich in den Kampf stürzt.

Selbst der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein; aber mein Volk kennt die Rechtsordnung des Herrn nicht!

Wie könnt ihr da sagen: »Wir sind weise, und das Gesetz des Herrn ist bei uns«? Wahrlich, ja, zur Lüge gemacht hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten!

Zuschanden geworden sind die Weisen; sie sind erschrocken und haben sich selbst gefangen; denn siehe, sie haben das Wort des Herrn verworfen — was für eine Weisheit bleibt ihnen da noch übrig?

10 Darum will ich ihre Frauen anderen geben, ihre Felder neuen Besitzern. Denn vom Kleinsten bis zum Größten trachten sie alle nach [unrechtem] Gewinn, und vom Propheten bis zum Priester gehen sie alle mit Lügen um.

11 Und sie heilen den Schaden der Tochter meines Volkes leichthin, indem sie sprechen: »Friede, Friede!«, wo es doch keinen Frieden gibt.

12 Schämen sollten sie sich, weil sie Gräuel verübt haben! Aber sie wissen nicht mehr, was sich schämen heißt, und empfinden keine Scham. Darum werden sie fallen unter den Fallenden; zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie stürzen!, spricht der Herr.

13 Ich will ihnen ganz und gar ein Ende machen, spricht der Herr; keine Trauben sollen mehr am Weinstock sein, keine Feigen mehr am Feigenbaum, und die Blätter sollen verwelken: Was ich ihnen gab, wird man von ihnen wegbringen!

14 Wozu sitzen wir herum? Versammelt euch, und lasst uns in die festen Städte ziehen, damit wir dort zugrunde gehen! Denn der Herr, unser Gott, lässt uns zugrunde gehen und tränkt uns mit Giftwasser, weil wir gegen den Herrn gesündigt haben.

15 Man hofft auf Frieden — aber es wird nicht besser! auf eine Zeit der Heilung — aber siehe da, Schrecken!

16 Von Dan hört man das Schnauben seiner Rosse; vom Wiehern seiner starken Pferde bebt das ganze Land; ja, sie kommen und fressen das Land auf und was darin ist, die Stadt und ihre Bewohner.

17 Denn siehe, ich will Schlangen unter euch senden, Giftschlangen, die sich nicht beschwören lassen, und sie werden euch beißen!, spricht der Herr.

Klage über den Zusammenbruch Jerusalems

18 Wenn mir doch Erquickung zuteilwürde in meinem Kummer! Aber mein Herz ist krank in mir.

19 Horch! das laute Geschrei der Tochter meines Volkes aus einem fernen Land: »Ist denn der Herr nicht in Zion, ist ihr König nicht bei ihr?« — Warum haben sie mich mit ihren Götzenbildern erzürnt, mit den nichtigen Götzen aus der Fremde?

20 »Die Ernte ist vorüber, der Sommer ist zu Ende, und wir sind nicht gerettet!«[e]

21 Wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich ganz zerbrochen; ich trage Leid, und Entsetzen hat mich ergriffen.

22 Ist denn kein Balsam in Gilead? Ist kein Arzt da? Warum hat die Heilung der Tochter meines Volkes keine Fortschritte gemacht?

23 O dass mein Haupt zu Wasser würde und mein Auge zum Tränenquell, so würde ich Tag und Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes beweinen!

O dass ich in der Wüste eine Herberge für Wanderer hätte, dass ich mein Volk verlassen und von ihm wegziehen könnte! Denn sie sind alle Ehebrecher und ein treuloser Haufen.

Sie haben ihre Zunge als ihren Bogen mit Lügen gespannt, und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig geworden im Land; denn sie schreiten fort von Bosheit zu Bosheit; mich aber erkennen sie nicht!, spricht der Herr.

Jeder hüte sich vor seinem Freund, und keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder übt Hinterlist, und jeder Freund geht als Verleumder umher.

Einer hintergeht den anderen, und die Wahrheit reden sie nicht; sie haben ihre Zungen das Lügen gelehrt; sie mühen sich ab mit Unrechttun.

Deine Wohnung ist mitten in Arglist; aus Arglist wollen sie mich nicht kennen!, spricht der Herr.

Darum spricht der Herr der Heerscharen so: Siehe, ich will sie schmelzen und läutern; denn wie sollte ich anders umgehen mit der Tochter meines Volkes?

Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Lügen redet sie: Mit dem Mund redet man Frieden mit seinem Nächsten, aber im Herzen legt man ihm einen Hinterhalt.

Sollte ich sie wegen dieser Dinge nicht strafen?, spricht der Herr, und sollte sich meine Seele an einem solchen Volk nicht rächen?

Auf den Bergen will ich ein Weinen und Klagen anheben und auf den Auen der Steppe ein Trauerlied anstimmen, weil sie so verbrannt sind, dass niemand sie mehr durchwandert; man hört das Blöken der Herde nicht mehr; die Vögel des Himmels und das Vieh sind entflohen, weggezogen.

10 Ich will Jerusalem zu einem Steinhaufen machen, zu einer Wohnung für Schakale; und die Städte Judas will ich so wüst machen, dass niemand mehr darin wohnt.

11 Wer ist so weise, dass er dies versteht? Und zu wem hat der Mund des Herrn geredet, dass er verkündet, weshalb das Land zugrunde geht und warum es verbrannt ist gleich einer Wüste, die niemand durchwandert?

12 Und der Herr spricht: Weil sie mein Gesetz verlassen haben, das ich ihnen gab, und meiner Stimme nicht gehorcht haben und nicht danach lebten[f],

13 sondern dem Starrsinn ihres Herzens und den Baalen nachgelaufen sind, was ihre Väter sie gelehrt haben.

14 Darum, so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will sie, dieses Volk, mit Wermut speisen und sie mit Giftwasser tränken;

15 und ich will sie unter die Heidenvölker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben, und will das Schwert hinter ihnen herschicken, bis ich sie aufgerieben habe.

16 So spricht der Herr der Heerscharen: Gebt acht, und ruft die Klageweiber herbei und lasst sie kommen, und schickt nach weisen Frauen und lasst sie kommen

17 und eilends ein Trauerlied über uns singen, dass Tränen aus unseren Augen rinnen und Wasser von unseren Wimpern fließt.

18 Denn man hört ein klägliches Geschrei von Zion: »Wie sind wir so verwüstet! Wie sind wir so jämmerlich geschändet! Wir mussten ja das Land verlassen; denn sie haben unsere Wohnungen niedergerissen!«

19 So hört nun, ihr Frauen, das Wort des Herrn, und fasst zu Ohren das Wort seines Mundes, und lehrt eure Töchter Wehklage und jede ihre Nachbarin den Trauergesang!

20 Denn der Tod ist durch unsere Fenster hereingestiegen; er ist in unsere Paläste gekommen, um die Kinder von der Straße wegzuraffen und die jungen Männer von den Plätzen.

21 Sage: So spricht der Herr: Die Leichname der Menschen werden fallen wie Dünger auf dem freien Feld und wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt.

22 So spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums;

23 sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn daran habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr.

24 Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich alle heimsuchen, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind[g]:

25 die Ägypter, die Juden, die Edomiter, die Ammoniter, die Moabiter und alle mit gestutztem Bart, die in der Wüste wohnen[h]; denn alle Heiden sind unbeschnitten, das ganze Haus Israel aber hat ein unbeschnittenes Herz.

Die toten Götzen und der lebendige Gott

10 Hört das Wort, das der Herr zu euch redet, o Haus Israel!

So spricht der Herr: Lernt nicht den Weg der Heiden und erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, auch wenn die Heiden sich vor ihnen fürchten!

Denn die Bräuche[i] der Heiden sind nichtig. Denn ein Holz ist"s, das man im Wald gehauen hat und das der Künstler mit dem Schnitzmesser anfertigt.

Er verziert es mit Silber und Gold und befestigt es mit Hämmern und Nägeln, damit es nicht wackelt;

sie sind gedrechselten Palmbäumen gleich, sie können nicht reden; man muss sie tragen, denn sie können nicht gehen. Fürchtet euch nicht vor ihnen, denn sie können nichts Böses tun, und auch Gutes zu tun steht nicht in ihrer Macht!

Doch dir, o Herr, ist niemand gleich! Groß bist du, und groß ist dein Name an Macht!

Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker[j]? Denn dir gebührt dies; unter allen Weisen der Völker und in allen ihren Königreichen ist ja keiner wie du!

Sie sind allesamt dumm und töricht, eine äußerst nichtige Lehre: Holz sind sie.

Gehämmertes Silber wird von Tarsis gebracht, und Gold von Uphas, eine Arbeit des Künstlers und der Hände des Goldschmieds; mit blauem und rotem Purpur sind sie bekleidet; sie sind alle nur das Werk von Kunstfertigen.

10 Aber der Herr ist in Wahrheit Gott; er ist der lebendige Gott und ein ewiger König[k]. Vor seinem Zorn erbebt die Erde, und die Völker können seinen Grimm nicht ertragen.

11 So sollt ihr nun zu ihnen sagen: Die Götter, welche weder Himmel noch Erde erschaffen haben, sie werden von der Erde und unter dem Himmel verschwinden![l]

12 Er ist"s, der die Erde erschaffen hat durch seine Kraft, der in seiner Weisheit den Weltkreis abgegrenzt und mit seinem Verstand den Himmel ausgespannt hat.

13 Sobald er den Donnerschall gibt, [sammelt sich] eine Wassermenge am Himmel, und Wolken ziehen herauf vom Ende der Erde. Blitze macht er zum Regen, und den Wind führt er aus seinen Kammern hervor.

14 Dumm steht jeder Mensch da, ohne es zu begreifen, und jeder Goldschmied wird an seinem Götzenbild zuschanden; denn sein gegossenes Bild ist Betrug, und kein Geist ist darin.

15 Schwindel ist’s, ein lächerliches Machwerk! Zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.

16 Aber Jakobs Teil ist nicht wie diese, sondern der Schöpfer[m] des Alls ist er, und Israel ist der Stamm seines Erbteils: Herr der Heerscharen ist sein Name.

17 Raffe dein Bündel auf von der Erde, die du in Belagerung sitzt!

18 Denn so hat der Herr gesprochen: Siehe, diesmal will ich die Bewohner des Landes hinausschleudern und sie ängstigen, damit sie es herausfinden.

Klage und Bußgebet inmitten des Gerichts

19 Wehe mir wegen meines Schadens! Wie tut mir meine Wunde so weh! Doch ich dachte: Sicherlich ist das mein Leiden; ich will es auch tragen.

20 Mein Zelt ist verwüstet, und alle meine Zeltstricke sind abgerissen; meine Kinder haben mich verlassen, sie sind nirgends mehr. Niemand schlägt mir mehr mein Zelt auf oder bringt meine Zeltbahnen an!

21 Denn die Hirten sind töricht geworden und haben den Herrn nicht gesucht; darum hatten sie kein Gelingen, und ihre ganze Herde ist zerstreut.

22 Horch! ein Gerücht: Siehe, es kommt, und zwar ein großes Toben aus dem Land des Nordens, um die Städte Judas zu Trümmern zu machen und zu einer Wohnung für die Schakale!

23 Ich weiß, Herr, dass der Weg des Menschen nicht in seiner Macht steht, dass der Mann, wenn er geht, seine Schritte nicht lenken kann.

24 Züchtige du mich, Herr, doch mit rechtem Maß und nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht zunichtemachst!

25 Gieße deinen Zorn über die Heiden aus, die dich nicht kennen, und über die Geschlechter, die deinen Namen nicht anrufen; denn sie haben Jakob verzehrt, ja, ganz und gar aufgezehrt und aufgerieben und seine Wohnung verwüstet!

Das Volk hat den Bund mit dem Herrn gebrochen

11 Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, lautete folgendermaßen:

»Hört auf die Worte dieses Bundes und redet zu den Männern von Juda und den Einwohnern von Jerusalem!

Und du sollst zu ihnen sprechen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht ist der Mann, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes,

die ich euren Vätern geboten habe zu der Zeit, als ich sie aus dem Land Ägypten führte, aus dem Eisenschmelzofen, indem ich sprach: Hört auf meine Stimme und tut diese [Worte], ganz wie ich es euch gebiete, so sollt ihr mein Volk sein, und ich will euer Gott sein,

damit ich den Eid aufrechterhalte, den ich euren Vätern geschworen habe, ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließt, wie es heute der Fall ist!« Da antwortete ich und sprach: So sei es,[n] Herr!

Darauf sprach der Herr zu mir: Verkündige alle diese Worte in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems und sprich: Hört auf die Worte dieses Bundes und tut sie!

Denn ich habe euren Vätern eindringlich bezeugt von dem Tag an, als ich sie aus dem Land Ägypten heraufführte, bis zu diesem Tag, indem ich mich früh aufmachte und es [immer wieder] bezeugte und sprach: »Hört auf meine Stimme!«

Aber sie haben nicht darauf gehört; sie haben mir kein Gehör geschenkt, sondern jeder von ihnen wandelte nach dem Starrsinn seines bösen Herzens; darum brachte ich alle Worte dieses Bundes über sie, die zu halten ich ihnen befohlen habe, die sie aber nicht gehalten haben.

Und der Herr sprach zu mir: Es besteht eine Verschwörung unter den Männern von Juda und unter den Bewohnern von Jerusalem.

10 Sie sind zu den Sünden ihrer Vorväter zurückgekehrt, die sich geweigert haben, meinen Worten zu gehorchen; sie selbst sind auch fremden Göttern nachgefolgt und haben ihnen gedient. Das Haus Israel und das Haus Juda haben meinen Bund gebrochen, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe!

11 Darum, so spricht der Herr: Siehe, ich will ein Unheil über sie bringen, dem sie nicht werden entfliehen können; und wenn sie dann zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören.

12 Dann werden die Städte Judas und die Bewohner Jerusalems hingehen und die Götter anrufen, denen sie geräuchert haben, aber sie werden sie zur Zeit ihres Unheils keineswegs erretten können.

13 Denn so viele Städte du hast, Juda, so viele Götter hast du auch, und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, so viele Altäre habt ihr der Schande errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern!

14 Du aber sollst für dieses Volk nicht beten und für sie weder Flehen noch Fürbitte erheben, denn ich werde keineswegs erhören zu der Zeit, wenn sie wegen ihres Unheils zu mir rufen werden.

15 Was geschieht meinem Geliebten in meinem Haus? Es werden von den Großen gegen ihn böse Anschläge geschmiedet. – Wird das heilige [Opfer-]Fleisch etwa deine Bosheit von dir wegnehmen? Dann kannst du ja frohlocken!

16 »Einen grünen Ölbaum mit schöner, wohlgestalteter Frucht« hat dich der Herr genannt. Mit mächtigem Brausen legt er nun Feuer an ihn, und seine Äste krachen.

17 Denn der Herr der Heerscharen, der dich pflanzte, hat dir Unheil angedroht wegen der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda, die sie verübt haben, um mich zu erzürnen, indem sie dem Baal räucherten.

Mordanschläge gegen Jeremia

18 Und der Herr hat mich dies wissen lassen, sodass ich es erkannte; damals hast du mir ihr Treiben offenbart.

19 Ich aber war wie ein zahmes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wusste nicht, dass sie solche Anschläge gegen mich schmiedeten: »Lasst uns den Baum samt seiner Frucht verderben und ihn aus dem Land der Lebendigen ausrotten, dass nicht mehr an seinen Namen gedacht werde!«

20 Aber du, o Herr der Heerscharen, du gerechter Richter, der du Nieren und Herzen prüfst: Lass mich deine Rache an ihnen sehen; denn dir habe ich meine Rechtssache anvertraut!

21 Darum, so spricht der Herr über die Männer von Anatot, die dir nach dem Leben trachten und sagen: »Du sollst uns nicht mehr im Namen des Herrn weissagen, sonst musst du durch unsere Hand sterben!«

22 Darum, so spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ich will sie heimsuchen; die jungen Männer sollen durchs Schwert umkommen, und ihre Söhne und Töchter sollen vor Hunger sterben,

23 und es soll ihnen kein Überrest verbleiben; denn ich will Unheil über die Männer von Anatot bringen im Jahr ihrer Heimsuchung!

Die Fragen Jeremias und die Antwort Gottes

12 O Herr, du bleibst im Recht, wenn ich mit dir rechte; dennoch will ich über [deine] Rechtsentscheide mit dir reden: Warum ist der Weg der Gottlosen so erfolgreich und bleiben alle, die treulos handeln, unangefochten?

Du hast sie gepflanzt, sie schlagen auch Wurzeln, sie gedeihen und bringen sogar Frucht. Du bist zwar ihrem Mund nahe, aber fern von ihrem Herzen[o]!

Doch du, o Herr, du kennst mich, du durchschaust mich, du prüfst, wie mein Herz zu dir steht.[p] Reiße sie wie Schafe hin zur Schlachtbank und weihe sie für den Tag der Schlachtung!

Wie lange soll das Land noch trauern und das Gewächs auf dem ganzen Feld verdorren? Infolge der Bosheit derer, die darin wohnen, werden Vieh und Vögel weggerafft; denn sie sagen: Er wird unser Ende nicht sehen!

Wenn du mit Fußgängern gelaufen bist und sie dich müde gemacht haben, wie willst du dann mit Rossen um die Wette laufen? Und wenn du dich nur in einem friedlichen Land sicher fühlst, was willst du tun im Dickicht[q] des Jordan?

Denn auch deine Brüder und das Haus deines Vaters sind treulos gegen dich gewesen; sie haben dir aus voller Kehle nachgeschrien. Glaube ihnen nicht, wenn sie auch freundlich mit dir reden!

Ich habe mein Haus verlassen, mein Erbe verstoßen; ich habe den Liebling meiner Seele in die Hand seiner Feinde gegeben.

Mein Erbteil ist mir geworden wie ein Löwe im Wald; es hat seine Stimme gegen mich erhoben, darum hasse ich es.[r]

Ist mein Erbteil für mich zu einer Hyänenhöhle[s] geworden, um die sich die Raubvögel ringsum scharen? Geht hin und versammelt alle Tiere des Feldes; bringt sie herzu, damit sie fressen!

10 Viele Hirten haben meinen Weinberg verwüstet und meinen Acker zertreten; meinen kostbaren Acker haben sie zur öden Wüste gemacht.

11 Man hat ihn verheert; verwüstet trauert er vor mir. Das ganze Land liegt wüst, denn niemand nahm es sich zu Herzen.

12 Über alle kahlen Höhen der Steppe sind Zerstörer gekommen; denn das Schwert des Herrn frisst von einem Ende des Landes bis zum anderen; da gibt es keinen Frieden für alles Fleisch.

13 Sie haben Weizen gesät und Dornen geerntet, sie haben sich abgemüht und doch nichts erzielt; so müsst ihr zuschanden werden an euren Erträgen wegen des grimmigen Zornes des Herrn!

Weissagung gegen die feindseligen Nachbarvölker und Heilsankündigung für Israel

14 So spricht der Herr über alle meine bösen Nachbarn, die das Erbteil antasten, das ich meinem Volk Israel gegeben habe: Siehe, ich will sie aus ihrem Land herausreißen, und ich will das Haus Juda aus ihrer Mitte wegreißen.

15 Und es soll geschehen, nachdem ich sie herausgerissen habe, will ich mich wieder über sie erbarmen und will sie wieder heimführen, jeden zu seinem Erbteil und jeden in sein Land.

16 Und es wird geschehen, wenn sie die Wege meines Volkes eifrig gelernt haben, sodass sie bei meinem Namen schwören: »So wahr der Herr lebt!«, so wie sie mein Volk auch gelehrt haben, beim Baal zu schwören, so sollen sie inmitten meines Volkes aufgebaut werden;

17 wenn sie aber nicht gehorchen wollen, so will ich ein solches Volk endgültig ausrotten und vertilgen!, spricht der Herr.

Das Zeichen des verdorbenen Gürtels

13 So sprach der Herr zu mir: Geh hin und kaufe dir einen leinenen Gürtel und lege ihn um deine Lenden, bringe ihn aber nicht ins Wasser!

Da kaufte ich einen Gürtel nach dem Wort des Herrn und legte ihn um meine Lenden.

Da geschah das Wort des Herrn zum zweiten Mal so zu mir:

Nimm den Gürtel, den du gekauft und um deine Lenden gelegt hast, und mache dich auf, geh an den Euphrat und verbirg ihn dort in einer Felsspalte!

So ging ich hin und verbarg ihn am Euphrat, wie mir der Herr geboten hatte.

Und es geschah nach vielen Tagen, da sprach der Herr zu mir: Mache dich auf und geh an den Euphrat und hole dort den Gürtel, von dem ich dir geboten hatte, dass du ihn dort verbergen sollst!

So ging ich hin an den Euphrat und grub auf und nahm den Gürtel weg von dem Ort, wo ich ihn verborgen hatte. Und siehe, der Gürtel war verdorben; er taugte zu gar nichts mehr.

Da erging das Wort des Herrn an mich folgendermaßen:

So spricht der Herr: Gerade so will ich den Stolz Judas und den Stolz Jerusalems, der sehr groß ist, verderben!

10 Dieses böse Volk, das sich weigert, auf meine Worte zu hören, das in der Verstocktheit seines Herzens wandelt und fremden Göttern nachgeht, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, das soll werden wie dieser Gürtel, der zu nichts mehr taugt!

11 Denn gleichwie ein Gürtel an den Lenden eines Mannes anliegt, so habe ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda mir angelegt[t], spricht der Herr, dass sie mein Volk und mir zum Ruhm und zum Lob und zur Zierde sein sollten; aber sie wollten nicht auf mich hören.

Die Weinkrüge

12 Darum rede dieses Wort zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: »Jeder Krug wird mit Wein gefüllt!« Wenn sie dann zu dir sagen werden: »Meinst du, wir wissen das nicht, dass jeder Krug mit Wein gefüllt wird?«,

13 so antworte ihnen: So spricht der Herr: Siehe, ich werde alle Einwohner dieses Landes und die Könige, die auf dem Thron Davids sitzen, und die Priester und die Propheten samt allen Einwohnern Jerusalems mit Trunkenheit füllen,

14 und ich werde sie zerschlagen, den einen am anderen, die Väter zusammen mit den Söhnen, spricht der Herr; ich will sie nicht verschonen; ich werde kein Mitleid mit ihnen haben, und kein Erbarmen soll mich davon abhalten, sie zu verderben!

Ankündigung der Gefangenschaft für Juda

15 Hört und gebt acht! Seid nicht überheblich; denn der Herr redet!

16 Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, bevor er es finster werden lässt und bevor eure Füße sich an düsteren Bergen stoßen! Ihr werdet auf Licht hoffen, aber er wird es zu Todesschatten machen und in dichte Dunkelheit verwandeln.

17 Wenn ihr aber nicht hören wollt, so wird meine Seele im Verborgenen weinen wegen eures Hochmuts; mein Auge wird unaufhörlich weinen und in Tränen zerfließen, weil die Herde des Herrn gefangen weggeführt wird.

18 Sprich zu dem König und zur Gebieterin[u]: Setzt euch tief herunter! Denn die Krone eurer Herrlichkeit ist von eurem Haupt gefallen.

19 Die Städte im Süden sind verschlossen und niemand öffnet [sie]. Ganz Juda wird nun gefangen weggeführt, ja, es wird vollständig weggeführt.

20 Hebt eure Augen auf und beschaut die, welche von Norden herkommen! Wo ist die Herde, die dir anvertraut wurde, deine prächtige Herde?

21 Was willst du sagen, wenn er deine Liebhaber, die du ja selbst an dich gewöhnt hast, als Oberhaupt über dich setzen wird? Werden dich nicht Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau?

22 Und wenn du dann in deinem Herzen sprichst: »Warum ist mir das zugestoßen?«[, so sollst du wissen:] Wegen der Größe deiner Sünde wurden dir deine Säume aufgedeckt und deine Fersen mit Gewalt entblößt!

23 Kann wohl ein Mohr[v] seine Haut verwandeln, oder ein Leopard seine Flecken? Dann könnt ihr auch Gutes tun, die ihr gewohnt seid, Böses zu tun!

24 Darum will ich sie zerstreuen wie Stoppeln, die vor dem Wüstenwind dahintreiben.

25 Das wird dein Los sein, dein Teil, das ich dir zumesse, spricht der Herr, weil du mich vergessen und auf Lügen vertraut hast.

26 Darum will ich auch deine Säume über dein Angesicht hochziehen, damit man deine Schande sieht,

27 deine Ehebrüche, dein Wiehern und deine schändliche Hurerei; auf den Hügeln und im Feld habe ich deine Gräuel gesehen. Wehe dir, Jerusalem! Willst du denn nicht rein werden? Wie lange geht es noch [so]?

Footnotes

  1. (7,12) Man nimmt an, dass Silo nach dem Verlust der Bundeslade durch die Philister völlig zerstört (vgl. Jer 26,6.9) und erst später wieder aufgebaut wurde.
  2. (7,13) Diese Formulierung kommt so oder ähnlich zehnmal im Buch Jeremia vor (Jer 7,13.25; 11,7; 25,3-4; 29,19; 32,33; 35,14-15; 44,4).
  3. (7,23) od. diese Sache.
  4. (7,31) Beim Tophet im Tal Ben-Hinnom direkt außerhalb von Jerusalem brachten die Israeliten den Götzen Kinderopfer (vgl. 2Kö 23,10).
  5. (8,20) Wenn Israel während der Erntezeit von Feinden belagert wurde, konnte es die Ernte nicht richtig einbringen oder neues Saatgut aussäen, sodass eine Hungersnot drohte.
  6. (9,12) od. darin wandelten.
  7. (9,24) od. die Beschnittenen mit den Unbeschnittenen. Die meisten Nachbarvölker Israels praktizierten die Beschneidung bis zu einem gewissen Grad, waren aber im Herzen genauso unbeschnitten wie das Volk Israel.
  8. (9,25) d.h. die Beduinen.
  9. (10,3) od. Satzungen, d.h. die religiösen Gebräuche und Satzungen des Götzendienstes.
  10. (10,7) od. Heiden.
  11. (10,10) w. König der Ewigkeit.
  12. (10,11) Dieser Vers ist in Aramäisch geschrieben, der Weltsprache zur Zeit Jeremias, und als eine Botschaft der Exilanten an ihre babylonischen Herren gedacht.
  13. (10,16) w. Bildner.
  14. (11,5) w. Amen.
  15. (12,2) w. von ihren Nieren; das Ausscheidungsorgan steht im Hebr. bildhaft für das Gewissen, das Gut und Böse unterscheidet.
  16. (12,3) od. du hast meine Gesinnung gegen dich erprobt.
  17. (12,5) od. in der Pracht. An den üppig bewachsenen Jordanufern gab es Löwen und andere wilde Tiere.
  18. (12,8) od. habe ich es verworfen.
  19. (12,9) vgl. Hes 22,25.27.
  20. (13,11) Hier wird dasselbe Wort verwendet, das in 1Mo 2,24 vom »Anhängen« zwischen Mann und Frau gebraucht wird und wörtlich »ankleben, aufs Engste verbinden« bedeutet.
  21. (13,18) d.h. der Königin-Mutter.
  22. (13,23) od. ein Schwarzer.